Irischer Pr?sident will Glücksspiel-Werbung w?hrend Sportübertragungen verbieten
Posted on: 01/08/2018, 12:24h.
Last updated on: 01/08/2018, 01:10h.
Michael D. Higgins, der Pr?sident Irlands, ist gegen die Einblendung von Werbespots von Glücksspiel-Anbietern w?hrend der übertragung von Sport-Events im Fernsehen. Der 77-j?hrige Politiker hat sich dagegen ausgesprochen, Spots für Wetten oder andere Glücksspiele im Umfeld sportlicher Veranstaltungen ausstrahlen zu lassen.
Der Labour-Politiker, der seit November 2011 Pr?sident von Irland ist, will mit der Ma?nahme “die Integrit?t des irischen Sports” schützen. Seiner Ansicht nach würde die Aufmerksamkeit auf das eigentliche Event durch die Glücksspiel-Werbung zu stark abgelenkt.
Glücksspiel-Werbung in Irland umstritten
Higgins Vorhaben hat nur einen vorschlagenden Charakter, da der irische Pr?sident, ?hnlich wie sein Pendant in Deutschland, eine eher zeremonielle Rolle spielt. Sein Wort hat jedoch Gewicht, und er trifft den Kern einer aktuellen Debatte in Irland.
So hat der Sportverband der Gaelic Athletic Association Anfang des Jahres beschlossen, künftig jegliches Sponsoring durch Glücksspiel-Anbieter auszuschlie?en. Ursache für den Schritt waren die unter den aktiven Spielern weit verbreiten Glücksspielprobleme. Demnach f?rderte eine nicht-repr?sentative Umfrage unter ihnen zu Tage, dass 15 Prozent wegen derartiger Probleme extern Hilfe gesucht h?tten.
Mit seiner Kritik bezieht Higgins sich insbesondere auf die zahlreichen Anzeigen für Live-Wetten auf das jeweils gerade übertragene Ereignis. Ein Verbot dieser Werbung würde zudem helfen, die auch in Irland geh?uft auftretende Spielsucht zu bek?mpfen. In einem Interview mit dem Sender RTé Radio One erkl?rte Higgins seine Beweggründe:
“Ich mache mir viele Gedanken über die Auswirkungen des Glücksspiels auf die Menschen, und jeder Fall von Spielsucht macht mir Sorgen. Wenn es nach mir ginge, g?be es gar keine Werbung für jedwede Form von Glücksspiel. Auf diese Weise würde der Sport vor den negativen Auswirkungen verschont.”
Sportwetten besonders beliebt
?hnlich wie in Gro?britannien sind Sportwetten in Irland unter breiten Teilen der Bev?lkerung ?u?erst beliebt. Ganz vorne rangiert dabei der Fu?ball, doch auch Sportarten wie Hurling und Gaelic Football, die in der Form in Deutschland kaum jemand kennt, erfreuen sich einer hohen Popularit?t.
Top-Sportarten für Sportwetten in Irland
Fu?ball
Hurling
Gaelic Football
Pferderennen
Hunderennen
Rugby
Neben den unz?hligen Angeboten rund um Wetten, Lotterien und Onlinespiele kommen st?ndig neue, anlassbezogene Produkte auf den Markt. Was bei den Sportwetten die Live-Wetten auf gerade stattfindende Veranstaltungen wie Pferderennen oder Hurling sind, k?nnen bei Online Casinos beispielsweise Spielautomaten sein, die extra für den irischen Nationalfeiertag, den St. Patricks Day, entwickelt wurden.
Alle diese Angebote tragen dazu bei, dass die Iren inzwischen j?hrlich über fünf Milliarden Euro für das Glücksspiel ausgeben. Im Vergleich mit anderen europ?ischen Staaten mag das gering erscheinen. Im benachbarten Gro?britannien erwirtschaften allein die Online Casinos sch?tzungsweise 5,2 Milliarden Euro.
Trotzdem sehen Verantwortliche in Politik und bei Spielschutz-Organisationen die Gefahren der Spielsucht, die für die Betroffenen oftmals erheblich finanzielle und soziale Probleme mit sich führen. Etwa 12 Prozent der Iren gehen w?chentlich zu einem Buchmacher und über zwei Prozent spielen regelm??ig in einem der vielen Online Casinos.
Glücksspiel-Betriebe werden immer st?rker beschr?nkt
Die Initiative des irischen Pr?sidenten f?llt in eine Zeit, in der Glücksspiel-Betreiber europaweit immer st?rkeren Beschr?nkungen unterliegen. So plant die italienische Regierung ein generelles Verbot von Werbung für Angebote rund um das Glücksspiel.
Ein Vorbild für Higgins ist Australien. Dort besteht seit diesem Jahr ein Verbot jedweder Art von Glücksspiel-Werbung rund um Sportereignisse zwischen fünf Uhr morgens und 20.30 am Abend. Die Spots dürfen ab fünf Minuten vor dem Start bis fünf Minuten nach Beendigung der Veranstaltung nicht ausgestrahlt werden.
Auch in Gro?britannien werden die regulatorischen Zügel immer straffer angezogen. Neben der geplanten Reduzierung der Maximaleins?tze bei den popul?ren FOBTs (fixed odd betting terminals) von 100 Pfund auf nur noch zwei Pfund werden Werbeanzeigen zunehmend beschr?nkt.
Erst im letzten Februar beschlossen die britischen Aufsichtsbeh?rden versch?rfte Werberichtlinien für die Glücksspiel-Branche. Die Einhaltung der Regeln wird streng kontrolliert, und bei Verst??en werden die beanstandeten Anzeigen von der zust?ndigen Beh?rde, der Gambling Commission, verboten und es werden zum Teil empfindliche Geldstrafen ausgesprochen.
Um die Briten vor den Gefahren der Spielsucht zu bewahren, wird die Gambling Commission von Organisationen wie GambleAware unterstützt, die mit Hilfe von Kampagnen Betreiber und Bev?lkerung gleicherma?en für das Thema sensibilisieren m?chten. Inzwischen starten Buchmacher wie William Hill sogar selbst Initiativen, um ihre Kunden auf die Problematik aufmerksam zu machen.
Da die Gefahr eines Abgleitens in die Spielsucht für viele Kunden der Wettbüros und Online Casinos in Irland ebenso gilt, dürfte das Ansinnen des irischen Pr?sidenten deshalb auf der grünen Insel auf breite Zustimmung sto?en.