Brief an Johnson: Britische Politiker fordern ?ffentliche Untersuchung im Football Index-Skandal

Posted on: 15/04/2021, 04:00h. 

Last updated on: 15/04/2021, 04:00h.

Britische Parlamentarier haben sich am Dienstag in einem offenen Brief an Premierminister Boris Johnson gewandt. Sie fordern eine unabh?ngige ?ffentliche Untersuchung der Vorg?nge rund um die Fu?ball-Trading-Plattform Football Index. Die Politiker werfen der britischen Glücksspielaufsicht Gambling Commission vor, sehenden Auges den Betrieb eines Pyramidensystems zugelassen zu haben. Football Index hatte vor rund einem Monat Konkurs angemeldet, Kunden sollen insgesamt bis zu 100 Mio. GBP verloren haben.

Football Index Logo
Die Parlamentarier fordern eine Aufarbeitung der Vorg?nge um die insolvente Plattform Football Index (Quelle:commons.wikimedia.org/ Football Index, licensed under CC BY-SA 4.0)

?Wer wusste wann was?“

In ihrem Schreiben [Seite auf Englisch] an PM Johnson übt die Gambling Related Harm APPG, eine Gruppe von Parlamentariern, die sich mit den Negativfolgen des Glücksspiels auseinandersetzt, harsche Kritik an der Gambling Commission und dem Ministerium für Digitales, Kultur, Medien und Sport (DCMS).

Der Fall Football Index bedürfe dringend ?ffentlicher Aufkl?rung und k?nne keinesfalls nur intern geprüft werden:

Eine Untersuchung ist notwendig, um der Frage auf den Grund zu gehen, wer was und wann wusste. Dieser Skandal hat eine Regulierung ins Blickfeld gerückt, die nicht zweckdienlich ist, und Mechanismen zur Entsch?digung der Verbraucher, die nicht vorhanden sind. Der Gambling Commission sollte es nicht erlaubt sein, ihre eigene Arbeit zu bewerten. Wenn man das zul?sst, werden die betroffenen Personen, ihre Familien und der Ruf des britischen Glücksspiels den Preis für dieses Versagen zahlen müssen.

Die Glücksspielaufsicht und das ihr übergeordnete Ministerium h?tten bereits seit Januar 2020 Kenntnis von Vorwürfen gehabt, nach denen es sich bei Football Index um ein Pyramidensystem handeln k?nnte und das Risiko eines Crashs bestehe.

Falsche Sicherheit bei Football Index

So sei davor gewarnt worden, dass das Portal stets auf Nutzerwachstum angewiesen sei, um Auszahlungen zu t?tigen und die eigene Insolvenz zu vermeiden. Die Selbstdarstellung als ?Fu?ballb?rse“ kreiere unter Nutzern ein falsches Gefühl der Sicherheit, da diesen im Regelfall nicht klar sei, dass Football Index lediglich einen Bruchteil des Indexwertes in Reserve halte.

Trotz der frühzeitigen und deutlichen Warnung, dass Football Index im Falle eines sogenannten Bankansturms voraussichtlich nicht in der Lage sein werde, Kunden auszuzahlen, h?tten die verantwortlichen Stellen erst mit Verz?gerung gehandelt.

So habe es über vier Monate gedauert, bis die Aufsichtsbeh?rde eine Untersuchung in Bezug auf ?Lebensf?higkeit und Nachhaltigkeit des von ihr lizenzierten Produkts“ in die Wege geleitet habe.

Der offene Brief der Parlamentarier verweist auch auf die Plattform Footstock, die nach einem ?hnlichen Prinzip wie Football Index in Gro?britannien operierte. Am 26. M?rz hatte der in K?ln ans?ssige Betreiber, die WR digital GmbH, mitgeteilt aufgrund von Liquidit?tsproblemen in Deutschland Konkurs angemeldet und seine britische Glücksspiel-Lizenz aufgegeben zu haben. Seither ist die Plattform nicht mehr erreichbar.

üblicherweise, so der Vorwurf der Parlamentarier, h?tte das ohnehin fragile Gesch?ftsmodell von Football Index Liquidit?tskontrollen und Kapitalquoten unterliegen müssen. Allerdings verpflichteten die aktuellen Regularien der Gambling Commission nicht zu einem solchen Vorgehen. Auch deshalb sei es nun geboten, eine unabh?ngige ?ffentliche Untersuchung einzuleiten, um die Prozesse auf den Prüfstand zu stellen.