DAK-Studie: Starker Anstieg der Mediensucht bei Jugendlichen in der Corona-Pandemie
Posted on: 05/11/2021, 01:18h.
Last updated on: 05/11/2021, 01:18h.
Die Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen ist in der Corona-Pandemie stark angestiegen. Dies zeigen die Resultate einer am Donnerstag ver?ffentlichten L?ngsschnittstudie der gesetzlichen Krankenkasse DAK-Gesundheit und des Universit?tsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).
Die weltweit einzigartige Studie basiert auf der bundesweiten Befragung von 1.200 Familien in Bezug auf die Mediennutzung der Kinder, Jugendlichen und Eltern im Zeitraum zwischen September 2019 und Juni 2021. Die Erhebungen umfassen die H?ufigkeit, die Dauer und die Motive der Nutzung digitaler Medien vor und w?hrend der Pandemie.
Lockdown und Anstieg der Nutzungszeiten digitaler Medien
Im Vergleich zu 2019 sei die Nutzungsdauer beim Gaming an Werktagen von 83 auf 109 Minuten gestiegen, was einem Anstieg von 31 % im Vergleich zur pr?pandemischen Zeit entspreche.
Der h?chste Anstieg sei im April 2020 zu Beginn des Lockdowns zu verzeichnen gewesen. Laut den Wissenschaftlern stehe dies in direktem Zusammenhang mit der Einschr?nkung von Freizeit- und Kontaktm?glichkeiten.
Gaming und Nutzung sozialer Medien
Derzeit sei die Nutzung von Computerspielen bei 4,1 % der Kinder und Jugendlichen als pathologisch einzuordnen. Hochgerechnet auf die Gesamtbev?lkerung in Deutschland seien demzufolge etwa 220.000 Minderj?hrige betroffen. Im Vergleich zu 2019 mache dies einen Anstieg von 52 % aus.
?hnliche Ergebnisse wie bei Computerspielen habe die Studie auch in Bezug auf die Nutzung von Social Media hervorgebracht. So sei der Anteil der pathologischen Nutzung um 44 % auf knapp 250.000 Kinder und Jugendliche angestiegen.
Der Vorstandschef der DAK-Gesundheit Andreas Storm kommentiert:
Der Anstieg der Abh?ngigkeit bei Computerspielen von mehr als 50 Prozent ist alarmierend. Die Gesundheitspolitik muss die zunehmende Mediensucht bei jungen Menschen st?rker in den Fokus nehmen. Au?erdem brauchen wir eine breite Pr?ventionsoffensive, um die Medienkompetenz von Kindern und Eltern weiter zu st?rken.
Nutzungszeiten digitaler Medien nur langsam rückl?ufig
Prof. Rainer Thomasius, Studienleiter und ?rztlicher Leiter am Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters am UKE Hamburg, kommentiert, dass digitale Medien für Kinder und Jugendliche auch jetzt noch ein relevantes Mittel seien, um mit herausfordernden Situationen umzugehen. Dies gelte nicht nur für die Corona-Pandemie mit ihren einschr?nkenden Ma?nahmen.
Trotz der Lockerungen l?gen die Nutzungszeiten digitaler Medien derzeit immer noch weit h?her als zu pr?pandemischen Zeiten. Laut dem Pr?sidenten des Berufsverbands der Kinder- und Jugend?rzte Dr. Thomas Fischbach seien die Lockdowns für Kinder und Jugendliche mit bereits davor riskanter Mediennutzung ein erheblicher Gef?hrdungsfaktor gewesen:
Es ist zu befürchten, dass sich diese Fehlentwicklung auch nach Ende der Pandemie nicht einfach wird vollst?ndig rückabwickeln lassen.
Experten setzen auf Pr?vention
Gemeinsam mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugend?rzte (BVKJ) habe die DAK-Gesundheit im Oktober 2020 zus?tzlich zu den Vorsorgeuntersuchungen J1 und J2 ein spezielles Mediensuchtscreening eingeführt, das das Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen beleuchte.
Derzeit k?nnten etwa 70.000 bei der DAK versicherte Kinder und Jugendliche in 1.200 Kinderarztpraxen in Bremen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen dieses Zusatzangebot nutzen.
Storm erkl?rt:
Unsere Studie zeigt, dass wir dringend ein verl?ssliches und umfassendes Frühwarnsystem gegen Mediensucht brauchen. Als erste Krankenkasse bieten wir ein verl?ssliches Screening, das eine riskante Nutzung von Computerspielen und Social Media frühzeitig erkennt.
In Kooperation mit der Computersuchthilfe Hamburg habe die DAK-Gesundheit die Online-Anlaufstelle Mediensucht ins Leben gerufen. Dort k?nnten Betroffene und deren Angeh?rige Hilfen und Informationen rund um das Thema Mediensucht erhalten.
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