Mangelnder Spielerschutz? Parlamentarier kritisieren britische Nationallotterie
Posted on: 22/10/2021, 11:05h.
Last updated on: 22/10/2021, 11:08h.
Der Betreiber der britischen Nationallotterie, Camelot, ist erneut in die Kritik geraten. Eine Gruppe von parteiübergreifenden Abgeordneten werfe dem Lotterie-Veranstalter vor, mehr als je zuvor zum nationalen Spielsucht-Problem beizutragen, berichtete die Zeitung The Guardian am Donnerstag [Seite auf Englisch].
So habe Camelot in den letzten Jahren einen verst?rkten Fokus auf Online-Sofortspiele gelegt. Diese seien deutlich suchtgef?hrdender als die klassische Wochenziehung der Lottozahlen. Camelot selbst habe in seinem jüngsten Gesch?ftsbericht erkl?rt, 2020 und 2021 rund zwei Drittel seiner Gesamteinnahmen über die Sofortspiele in der Camelot-App erzielt zu haben. Auch seien die Einnahmen über die App allgemein dramatisch angestiegen.
Im Jahr 2020 habe die Lotterie 1,6 Mrd. GBP durch mobile Verk?ufe eingenommen. 2021 seien die Einnahmen in diesem Bereich auf 2,48 Mrd. GBP gestiegen. Ein Gro?teil davon stamme aus Sofortspielen wie Online-Rubbellosen. Dieses Gesch?ftsmodell stelle jedoch eine gro?e Gefahr für den Spielerschutz dar, kritisiert der konservative Politiker Alexander Stafford:
Die Menschen vertrauen der Nationallotterie als Marke und wollen hinter deren wohlt?tiger Mission stehen. Aber diese kontroversen Sofortspiele dr?ngen die Menschen in Richtung einer gef?hrlichen Form des Glücksspiels, wodurch vulnerable Personen einem Risiko ausgesetzt werden.
Er hoffe daher, dass Camelot nach Ablauf der aktuellen Lizenz im Jahr 2023 von einem ?verantwortungsbewussteren Betreiber“ abgel?st werde. Mitstreiter im Rennen um die Lizenz sind derzeit die tschechische Sazka Group, der ehemalige Inhaber der Zeitung Daily Express, Richard Desmond, sowie der italienische Sportwetten-Anbieter Sisal.
Weniger Gelder für wohlt?tige Zwecke
Der Fokus auf die gewinnbringenderen Sofortspiele stelle jedoch nicht nur ein Risiko für den Spielerschutz dar, sondern stehe auch dem Ziel der Wohlt?tigkeit entgegen. So k?men 31 % der Einnahmen aus den traditionellen Lotto-Ziehungen wohlt?tigen Zwecken zugute. Bei den Sofortspielen seien es lediglich 9 %.
Von 2012 bis 2021 sei die Anzahl der Verk?ufe, die letztendlich zu wohlt?tigen Zwecken beitrügen, von 28 % auf 21 % gesunken. Dies widerspreche der Aussage Camelots, dass die F?rderung wohlt?tiger Zwecke von Jahr zu Jahr steige. Carolyn Harris von der sozialdemokratischen Labour Party findet hierfür harsche Worte:
Es ist nicht zu glauben, insbesondere in einem Jahr, in welchem viele Menschen zu k?mpfen hatten und die Wohlt?tigkeitsorganisationen laut nach finanzieller Hilfe schreien. Dass von der Lotterie so wenig Geld in wohlt?tige Zwecke flie?t ist abscheulich und die Regierung muss dafür sorgen, dass sich das nicht wiederholt.
Auch Harris appelliere daher an die Regierung und die Glücksspielaufsicht, dass Camelot die Lotto-Lizenz kein weiteres Mal erhalte. Darüber hinaus müsse die Regierung jedoch jetzt schon einschreiten und Camelot dazu dr?ngen, sein Gesch?ftsmodell zu ?ndern.
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